„Wir sind seit zehn Jahren zusammen und haben zusammen eine kleine Familie mit zwei Kindern. Schon seit geraumer Zeit leben wir jedoch wie in einer Wohngemeinschaft zusammen. Nach aussen geben wir uns als das perfekte Paar, aber sobald wir wieder unter uns sind, haben wir uns eigentlich nichts mehr zu sagen und jeder geht seiner Wege. Die Situation wird zunehmend anstrengender, weil wir immer eine Fassade leben müssen. Ausserdem sehen wir die Gefahr, dass sich einer von uns vielleicht verlieben könnte und dann wird es richtig kompliziert. Eine Trennung kommt jedoch nicht in Frage. Wir wollen unsere Kinder nicht enttäuschen oder sogar im Stich lassen. Und so spielen wir ihnen weiterhin die heile Welt vor. Was sollen wir tun?“

Anita & Jürgen aus Leipzig

So wie unserem Paar geht es leider vielen in Deutschland. Die grosse Liebe ist nach mehreren Ehejahren abgekühlt und man ist eigentlich nur noch wegen der Kinder zusammen. Oft gehen die Partner nebenbei ihren Affären nach oder leiden einsame vor sich hin. Eine Trennung kommt für sie nicht in Frage weil man sich vor den Konsequenzen fürchtet. Was sollte man also in einer solchen Situation tun? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen und können folgende Tipps geben:

Verlorene Romantik

Vielen Paaren geht es so wie unserer Beispiel-Familie: nach mehreren Jahren der Beziehung ist die Liebe abgekühlt oder sogar verloschen. Man sehnt sich zwar nach dem Gefühl des Verliebtseins, aber mit dem eigenen Partner kann man sich das nicht mehr vorstellen. Zu sehr ist die eigenen Beziehung zur Routine geworden. Jeder geht seiner Arbeit nach und am Abend ist die Arbeitsteilung ein täglich gelebtes Einerlei.

Vor lauter familiärer Routine ist der Partner längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Man gibt sich keine Mühe mehr und der Hochzeitstag wurde auch schon wieder vergessen. Oft gerät man sich wegen Kleinigkeiten in die Haare und der Streit artet auch schon mal etwas aus. Vielleicht tut es einem nachher Leid, aber eine Entschuldigung bleibt zumeist aus. Vor den Kindern und auch nach aussen wird die Fassade der glücklichen Familie mit eisernem Willen gewahrt. Auf keinen Fall dürfen Aussenstehende etwas merken. Doch die Fassade wird immer anstrengender und irgendwann wird eben doch jemand etwas merken. Was soll man also tun?

Angst vor den Konsequenzen einer Trennung

Eine Trennung ist zwar naheliegend, sollte aber sehr gut überlegt sein. Viele Paare schrecken ohnehin vor einer Trennung zurück, weil sie die negativen Konsequenzen fürchten. Und auch wir raten nur dann zu einer Trennung, wenn die Situation komplett aussichtslos ist. Und eine abgekühlte Liebe ist sicher nicht aussichtslos.

Ausserdem sollten Sie die möglichen Auswirkungen einer Trennung bedenken. Da sind in erster Linie die Kinder. Das Sorgerecht wird zumeist der Mutter zugesprochen. Als Vater sehen Sie Ihre Kinder dann nur noch alle zwei Wochen am Wochenende. Das gibt zu wenig Raum für eine wirkliche Vater-Kind-Beziehung. Sie werden die meisten Entwicklungsschritte Ihrer Kinder nur noch vom Hörensagen erfahren. Sie werden auch nicht mehr die nächste Vertrauensperson Ihrer Kinder sein. Vor allem kleinere Kinder werden sich von Ihnen entfremden. Und abends kommen Sie in einer leere Wohnung, in der keine Kinder toben und sich auf Sie freuen.

Aber auch für die potentiell alleinerziehende Mutter ist eine Trennung ein grosses Risiko. Sie trägt die ganze erzieherische Verantwortung allein und steht unter einem enormen Erfolgsdruck. Und nicht zu vernachlässigen ist auch die finanzielle Situation nach einer Trennung. Alleinerziehende Mütter sind noch immer die grösste Risikogruppe für Armut und soziale Isolation.

Eine Trennung sollte daher wohlüberlegt sein. Überstürzen Sie nichts und überlegen Sie sich die Konsequenzen sehr genau. Vielleicht gibt es ja doch noch eine Chance für Ihre Beziehung.

Mögliche Lösungen:

Es gibt viele Möglichkeiten, eine Beziehung wieder zu kitten und an alte Gefühle anzuknüpfen. Erinnern Sie sich noch an die Flugzeuge im Bauch? An Ihre erste gemeinsame Begegnung? An das Gefühl des absoluten Verliebtseins? Als Sie an nichts anderes mehr denken konnten als an ihren jetzigen Partner? Ist das wirklich schon so lange her? Was ist in der Zwischenzeit passiert? Warum sind die Schmetterlinge plötzlich weg? Sehen Sie Ihren Partner wirklich noch bewusst an? Wann haben Sie ihm/ihr zum letzten Mal Komplimente gemacht? Etwas nettes gesagt? Ein kleines Geschenk mitgebracht? Das ist alles gar nicht so schwer, Sie müssen es nur tun!

Mehr Zeit zu zweit: Keine Angst – wir wollen nicht dass sie stundenlang über ihre Probleme diskutieren. Meist bringt das ohnehin nicht viel und die Gefahr der Eskalation und Schuldzuweisung ist zu hoch. Nein, wir wollen dass Sie wieder lernen, sich als Paar zu sehen und weniger als Eltern oder Geschäftspartner definieren. Beginnen Sie dabei in kleinen Schritten: gönnen Sie sich einen Abend in der Woche nur zu zweit. Legen Sie einen Abend pro Woche fest und gehen Sie aus oder geniessen Sie ein Bad zusammen, oder gehen Sie zusammen in die Sauna. Egal was Sie machen, es sollte Ihnen beiden Spass machen und Sie wieder als Paar zusammenbringen. Hatten Sie früher ein gemeinsames Hobby? Dann tun Sie das wieder gemeinsam! Gehen Sie zum Squash spielen oder joggen Sie gemeinsam. Das ist der erste Schritt zurück zu den alten Gefühlen.

Wenn es die Zeit erlaubt und die Kinder gross genug sind, sollten Sie auch mal wieder gemeinsam Urlaub machen. Sie müssen es ja nicht gleich übertreiben, eine Woche gemeinsame Ferien sollten erstmal ausreichen. Gehen Sie gemeinsam Wellnessen, das bringt Sie auch körperlich wieder näher. Oder machen Sie eine Trekking-Tour. Wohin sind Sie früher in den Urlaub gefahren, was hat Ihnen damals zu zweit Spass gemacht? Machen Sie eine Romantik-Woche. Viele Hotels bieten derartige Specials an. Vielleicht können Sie dort an alte, längst verloren geglaubte, Gefühle anknüpfen.

Eheberatung: Auch dies ist ein möglicher Lösungsansatz. Es ist nicht schlimm, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. Allerdings empfehlen wir diesen Schritt erst, wenn die Beziehung wirklich auseinander zu brechen droht. Eine Eheberatung ist ein mutiger Schritt und es gehört ebenfalls Mut dazu, vor einer fremden Person über seine Probleme zu sprechen. Tun Sie das erst, wenn Sie keine andere Möglichkeit mehr sehen, Ihre Beziehung zu retten. Vielleicht möchte Ihr Partner auch gar nicht über Ihre Beziehung sprechen. Oft können Beziehungen einfach durch mehr gemeinsam verbrachte Zeit wieder verbessert werden. Versuchen Sie zunächst kleinere Schritte und gehen Sie erst zu einer Eheberatung, wenn Sie keine andere Lösung mehr sehen oder Ihr Partner sich als völlig stur erweist.

Eine Affäre? Viele langjährige Ehepaare berichten uns, dass ihnen eine Affäre geholfen hat, den Weg zurück zur eigenen Liebe und Sexualität wieder zu finden. Möglicherweise hilft Ihnen dies. Eine diskrete Affäre, von der Ihr Partner nichts wissen muss, lässt sich heutzutage einfach über Seitensprungportale im Internet arrangieren. Das könnte Ihr Liebesleben wieder auffrischen, und wer weiss: vielleicht lässt sich Ihr Partner ja von Ihrer wiederentdeckten Erotik anstecken?

Fazit

Geben Sie Ihre Beziehung nicht zu schnell auf, vor allem auch wegen Ihrer Kinder. Eine Trennung bedeutet zumindest für einen von Ihnen beiden auch die Trennung von Ihren Kindern. Auch ein neuer Partner kann Sie darüber nicht hinweg trösten. Versuchen Sie besser, den Weg zurück zur eigenen Beziehung zu finden. Nehmen Sie sich mehr Zeit zu zweit und finden Sie wieder zurück zu den alten Gefühlen des Verliebtseins. Möglicherweise können eine Eheberatung oder auch eine diskrete Affäre Ihnen auf diesem Weg helfen. Wie wünschen Ihnen von Herzen viel Erfolg!